Innen- und Außenräume der Kita bewusst gestalten

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Achtsam gestaltete Innen- und Außenräume schenken Kindern zum einen Geborgenheit und Orientierung und regen gleichzeitig zu schöpferischer Aktivität an. Sie werden damit zu den besten Unterstützern der Fachkräfte und wirken – frei nach Loris Malaguzzi – entlastend und erziehend mit.

Beim Impulstag „Kita – Innen- & Außenräume bewusst gestalten“ am 16.06.2023 im Dekanat Nürnberg vertieften sich an die 30 Fachkräfte in Grundüberlegungen zur Schaffung kinderfreundlicher Räume. Genauso betont wie bei den Innenräumen wurden auch hinsichtlich der Außenräume Kriterien aufgestellt, die zur Weiterentwicklung der eigenen Kita von Nutzen beitragen sein können.

Kriterien für die Schaffung kinderfreundlicher Räume

  • „Es geht darum 'visuelle Buffets‘ zu schaffen und die Materialien 'lecker‘ zu präsentieren.“
    Mit dieser Prämisse von Christel van Dieken lässt sich jede Räumlichkeit neu betrachten: Finden die Kinder „irgendwie, irgendwo“ Materialien vor oder sind diese so arrangiert und präsentiert, dass man spontan Lust und Ideen zum Bauen, Malen, Rollenspiel, Geschichten anschauen und umsetzen bekommt?
     
  • Verkehrswege bewusst machen und konzentrieren
    Damit Kinder sich konzentriert ihren Spiel- und Forschungstätigkeiten zuwenden können, müssen die einzelnen Bereiche sinnvoll von anderen abgegrenzt und vor störendem „Durchgangsverkehr“ gesichert sein. Deshalb ist es wesentlich, sich die häufig frequentierten Laufwege in einem Raum bewusst zu machen (z.B. von Tür zu Tür, zu Regalen) und darauf zu achten, dass diese keine Spielbereiche durchkreuzen. Materialien sollten so platziert sein (in Körben, flexiblen Raumteilern etc.), dass sie direkt und einladend in den jeweiligen Aktivitätsbereich oder -raum integriert sind und nicht erst herbeigeholt werden müssen.
     
  • Die wichtigste Spielfläche ist der Boden
    „Kinder spielen in der Regel am Boden intensiver als an den Tischen. Am Boden können sie Haltung und Position beliebig wechseln und haben alles im Blick.“[1]
    Tische und Stühle sind in Kita-Räumen auf das unbedingt Notwendige zu reduzieren. Der dadurch gewonnene Platz kann beispielsweise mit einem (runden) Teppich zum Spielen und für gemeinsame Runden, mit Podesten für mehrflächiges Bauen sowie mit der Schaffung von Nischen zum Rückzug bereichert werden. Im Rahmen einer inklusiven Pädagogik stellt dies gleichzeitig einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Barrierefreiheit dar.
     
  • „Die Umgebung als Ganzes sollte einen klaren Sinn für Ordnung, Harmonie und Ästhetik ausstrahlen.“ (Mark Dudek)[2]
    Das Ende und der Beginn eines jeden Kita-Tages sollten der Schaffung einer „vorbereiteten Umgebung“ gewidmet sein. Eindrucksvoll und plastisch wird dies in Christel van Diekens Vortrag „Raumkonzepte für Kitaräume entwickeln“ anhand der Puppenecke vor Augen geführt.[3] Wenn Kinder wissen, wo die Puppen, Tiere, Bauteile usw. „wohnen“, wird es auch mit dem gemeinsamen Ordnen leichter: Alles kommt einfach dahin zurück, wo es seinen Ort hat.
     
  • Stimmung und Stimulation
    „Die Natur macht uns vor, wie ruhige Umgebungen aussehen: Große Flächen wie Ozeane, Wälder, Moore und der Himmel haben ruhige Farben in unterschiedlichen Schattierungen. Lautere Farbakzente werden nur im Kleinen gesetzt, etwa durch Blüten, Schmetterlinge oder Vögel.“[4]
    Der Pädagoge und Schreiner Gottfried Schilling spricht vom „Stressfaktor Buntheit“, der durch ein Zuviel an Farben, Dekoration und Präsentation von Werken der Kinder oft unbewusst entsteht. Es lohnt sich deshalb, aufmerksam durch die Kita-Räume zu gehen und zu fragen: Gibt es – auf Kinder- und auf Erwachsenenhöhe – genügend Flächen in zurückhaltenden Farben, wo das Auge zur Ruhe kommt? Es sind die Kinder selbst, die täglich Buntheit in die Einrichtung bringen. Bewusst gesetzte Akzente in Form von – abgegrenzten oder gerahmten – Bildergalerien, Litfaßsäulen mit Informationen, Foto-Strecken, Ausstellungsvitrinen werden dann anders wahrgenommen.
     

Anschauen und ausprobieren

Nach den Einführungsvorträgen konnten die Teilnehmenden das Außen- und Innenraum-Konzept der Kita Blickwinkel in Behringersdorf in Augenschein nehmen. Nach dem Mittagessen begaben sich alle in die Kita Falkenheim im Nürnberger Süden. Selbständig konnten sie mit den dort vorhandenen flexiblen Möbelstücken ausprobieren, wie man den Kita-Hauptraum kindgerecht einrichten kann.

Der anschließende Erfahrungsaustausch bot die Gelegenheit, die vielfältigen Anregungen des Tages zu verdauen und Ideen zu entwickeln, wie man mit dem eigenen Team und der eigenen Kita neue Gestaltungsschritte umsetzen könnte.

An dieser Stelle ein besonders herzliches Dankeschön an die beiden Kita-Leitungen Doris Röbling und Tanja Schiedermair, die durch ihre praktisch-pädagogischen Raumgestaltungsimpulse und ihre Gastfreundschaft das Gelingen dieses Tages ermöglicht haben.

Wenn Sie selber überlegen, Ihre Räume neu zu gestalten oder sich mit Raumgestaltung befassen wollen finden Sie hier eine Datei mit einer Reihe von Reflexionsfragen.

Sprechen Sie gerne auch Ihre Fachberatung vor Ort an.

(Text: Cornelia Maria Götz, Fachberatung – evKITA)

 


[1] community playthings (o.J.): Räume für Kinder. Raumgestaltung für Kinder bis 6 Jahre, S. 19.

[2] a.a.O., S. 23.

[3] (Minute 43:00 – 46:30 bei: www.youtube.com/watch

[4] community playthings (o.J.): Räume für Kinder. Raumgestaltung für Kinder bis 6 Jahre, S. 23.

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