Warum es sich (ökologisch) lohnt in evangelische Kitas zu investieren

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In der frühen Bildung, also bei Kindern von 0 bis 6 Jahren, werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Hier entscheidet sich, welche Wege den Menschen offenstehen bzw. welche Verbindungen die Menschen erfahren, um sich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen – individuell, organisatorisch, politisch-strukturell und sozial-kulturell.

Aspekt der Chancengerechtigkeit
„Bereits kurz nach der Geburt […] können die Kinder abhängig vom sozialen Status der Eltern unterschiedlich viel. Bis die Kinder eingeschult werden, vergrößert sich stetig die Lern- und Leistungskluft zwischen den Kindern unterschiedlicher sozialer Herkunft. Am Ende des ersten Schuljahres stoppt dann überraschenderweise dieser Trend und das Leistungsvermögen entwickelt sich fast auf gleichem Abstandsniveau weiter bis ins Jugendalter. Der Milieuvorteil eines Kindes aus privilegiertem Hause macht sich demnach vor allem in den ersten sechs Lebensjahren vor dem Schulbesuch bemerkbar.“ (Erwin Breitenbach: Das frühe Huhn findet das Korn oder Carpe Diem, Kindergarten;1)
Die Studie der Soziologen Jan Skopek und Giampiero Passaretta aus dem Jahr 2018 verdeutlicht, was Pädagog*innen aus der frühkindlichen Praxis schon längst wissen: Wenn wir Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft und Sozialisation, chancengerechtes Leben ermöglichen wollen, müssen wir genau in dieser Altersspanne ansetzen.
Die Kita ist der Ort, an dem eine Ermöglichungskultur für echte Chancengerechtigkeit gelebt werden kann. Setzen wir diese Gedanken in Verbindung mit der Bewahrung der Schöpfung, also dem ökologischen Gedanken, so führt dies zu folgender Auseinandersetzung.
 

Aspekt der Nachhaltigkeit
Betrachten wir Kita als Bildungsort kommen wir um das Thema der Nachhaltigkeit nicht umhin.
Denn „Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern ein Prinzip, um die Zukunft der Menschheit zu sichern“, so Petra Zauner, Fachberaterin beim Evangelischen KITA-Verband Bayern in einem Artikel aus dem Jahr 20212.

Lebensnahe Umweltbildung und -erziehung (ein Aspekt von „Bildung für nachhaltige Entwicklung“) ist ein fester Bestandteil im pädagogischen Alltag.
Hier geht es neben der Wissensvermittlung vorwiegend um eine praktische Beteiligung der Kinder. Indem beispielsweise eigenes Gemüse und Kräuter angebaut, geerntet und verarbeitet werden, Insektenhotels errichtet und beobachtet werden, Mülltrennung gelebt wird und vieles mehr.
Es ist an den Fachkräften, den Kindern zu ermöglichen mit der Vielfalt der Natur in Berührung zu kommen. Ferner gilt es, Zusammenhänge zwischen den verschiedensten Bereichen herzustellen, so dass Kinder direkt erfahren, welche Verbindungen existieren bzw. möglich sind. Je mehr Bezug ich zwischen der Umwelt und mir selbst herstellen kann, und je mehr ich erkenne, dass mein Handeln direkte Auswirkungen hat, desto mehr steigt die Bereitschaft mich aktiv für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.

Wenn frühe Bildung Nachhaltigkeit erlebbar machen soll, hängt dies auch von den Fachkräften in den Kitas ab: Wie gelingt es mir als Fachkraft, nicht nur aktuelle Interessen aufzugreifen, sondern zugleich innovative Methoden zur Anregung von Lernprozessen anzuregen?
Wie kann ich neben den Kindern ihre familiären Beziehungsgefüge mit einbeziehen?
Es geht also darum, Kinder (und ihre Eltern) partizipativ in Prozesse einzubinden. Diesen von Anfang an zu ermöglichen, in der sie umgebenden Welt nach Wegen zu suchen, die sie selbst für wünschenswert und verantwortlich halten. Die Welt wird ihnen so zugänglich gemacht, dass sie Lust haben, sich an der Gestaltung der eigenen Zukunft zu beteiligen.
Ein entscheidender Aspekt für eine gelingende Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist daher ein Bildungsverständnis, welches Kinder stärkt, zukunftsfähig zu denken und zu handeln.
 

Die Wechselwirkung zwischen Bildung, Umwelt und Wirtschaft

Jede Stärkung des Bildungsortes Kita als ganzheitlichem Lebens- und Lernort, stärkt sowohl unsere Ökologie, als auch unsere Wirtschaft und unser soziales Miteinander.  Umweltbildung berührt weit mehr als nur die Umwelt. Die Wechselbeziehungen passieren nicht nur zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt. Wir als Lebewesen sind eingebettet in ein Gesamtgefüge. Unsere wirtschaftliche Situation ist abhängig von unseren Betreuungssituationen. Unsere Bildungssituation ist abhängig von unseren Bildungsorten. Unsere Umwelt ist abhängig von unserer Bildungssituation. Unsere Bildungssituation ist abhängig von unserer wirtschaftlichen Situation bzw. da, wo wir bereit sind, Schwerpunkte zu setzen. Das bedeutet ohne eine intakte Umwelt wird es langfristig keine wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritte geben.
Ferner wird es uns nur gelingen, unsere Umwelt effektiv zu schützen, wenn Menschen nicht um ihre wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Existenz kämpfen müssen.
Jeder Existenzkampf hindert uns an einer zukunftsfähigen Gestaltung unserer Umwelt.
Eine nachhaltige Lebensweise und eine Ermöglichung dieser ist deshalb entscheidend für die Zukunft.


Darum lohnt es sich!

„Wir müssen jetzt handeln, mit den Instrumenten, die wir jetzt haben“, so Heinrich Bedford-Strohm in seinem Fachvortrag „Was ist ein gutes Leben. Theologische Überlegungen zur ökologischen Transformation.“3
Eine räumliche personelle sowie soziale Gestaltung dieser evangelischen Schlüsselorte, die Kinder in den ersten 6 bzw. 10 Lebensjahren besuchen, ist daher nicht ein Luxusthema unserer Kirche, sondern existenziell, um das Beziehungs- und Verantwortungsnetzwerk zu stärken, welches das einzige ist, was uns als Gesellschaft am Leben erhalten kann.

 

Cornelia Blendinger

Leitung Stabsstelle für Innovation und Organisationsentwicklung beim Evangelischen KITA-Verband Bayern und Mitglied im erweiterten Präsidium der Bayerischen Landessynode.


1  https://www.praxis-foerderdiagnostik.de/das-fruehe-huhn-findet-das-korn-oder-carpe-diem-kindergarten/; Zugriff am 01.02.2024

2  Damit die Welt lebenswert bleibt - Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kita, Durchblick 2021 https://www.evkita-bayern.de/fileadmin/user_upload/durchblick/2021/
Durchblick_2021_16_BNE_in_der_Kita_P.Zauner.pdf
, Zugriff am 01.02.2024).

(Siehe https://www.youtube.com/watch?v=YFBQwwzIfQc ; Zugriff am 14.02.2023)

 

 

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