„Wie läuft die Fortbildung für Berufseinsteiger*innen ab? Und was ist das Besondere an diesem Format?“
„Es gibt zu Beginn ein zweitägiges Basis-Seminar, gefolgt von einem zweitägigen Seminar mit dem Überthema „Kollegiale Beratung“. Dann folgen zwei Treffen in kleineren Praxisberatungsgruppen. Hier wird es noch einmal individueller und viel stärker auf die Kleingruppe ausgerichtet. Endpunkt ist das Abschlussseminar. Die Fortbildung verteilt sich über ein ganzes Jahr.
Die Besonderheit ist mit Sicherheit die Kontinuität und damit verbunden, sich in der Gruppe wiederzusehen. Es findet eine kontinuierliche fachliche Weiterentwicklung statt aber es geht auch ganz wesentlich darum zu networken und sich mit anderen zu vernetzen, die auch in Kitas arbeiten. Das ist für viele ganz neu. Die Fortbildung hat einen fachlichen und inhaltlichen Anspruch. Auf der anderen Seite wird es persönlich untereinander, und für mich als Dozentin ist zentral, die Teilnehmenden auf ihrem ganz individuellen Weg gut zu begleiten.“
„Welche Herausforderungen sehen Sie bei Teilnehmenden zu Beginn der Berufspraxis?“
„Alle die zur Fortbildung „Durchstarten“ kommen, sind ja pädagogisch ausgebildet. Trotzdem kann man feststellen, dass es die Themen Kommunikation und Konfliktmanagement ganz gewaltig in sich haben – egal ob mit Kindern, mit Eltern oder vielleicht sogar innerhalb des Teams. Das hat oft auch etwas mit einer ganz eigenen Dynamik der eigenen Rollenfindung zu tun. Manchmal werden Praktikanten übernommen und als Gruppenleitung eingesetzt. Dieser Rollenwechsel ist nicht so ganz einfach zu vollziehen. Aber auch wenn man komplett neu anfängt: Man ist in der Regel die oder der Jüngste und hat eben noch nicht diesen ganzen Erfahrungsschatz und die Bandbreite wie andere Kolleg*innen. Da steckt Einiges drin, was Unsicherheiten schafft und manchmal auch Ängste hervorbringt. Das alles hat Platz in dieser Fortbildungsreihe. Es bekommt Raum und es ist sehr, sehr schön zu erleben, wie die Gruppe das mit mir zusammen dann auch trägt.
Darüber hinaus ist es auch manch Rechtliches, was plötzlich im Kita-Alltag auftaucht. Man hat das ein oder andere in der Schule schon gehört oder gelernt und nichtsdestotrotz: Wenn man in der Praxis steckt, erlebt man diese Fragen oder auch die Unsicherheiten ganz anders, weil man natürlich auch die Verantwortung dafür ganz anders übernehmen muss.
Ein Punkt, den ich noch anfügen würde, ist der bayerische Bildungs- und Erziehungsplan. Es geht um die Umsetzung, ihn lebendig zu gestalten, ihn mit Methoden zu versehen, die Möglichkeiten zu erkennen, ja - auch seine Grenzen. Das alles sind die zentralen Besonderheiten oder auch Herausforderungen innerhalb dieser Fortbildung.“
„Welche Entwicklungsschritte beobachten Sie im Zeitverlauf der Fortbildung bei den Teilnehmenden?“
„Es ist überwiegend die Persönlichkeitsentwicklung, die ich an dieser Stelle benennen möchte. Es ist spannend zu sehen, wie viel selbstständiger viele in dieser Zeit werden, wie reflektierter, wie ihr Selbstbewusstsein steigt. Das nehmen sie auch selbst wahr. Daher höre ich das häufig in den Rückmeldungen. Hinzu kommt die Weiterentwicklung der fachlichen Kompetenzen und damit verbunden die gestiegene Sicherheit. Die Kompetenzen sind ja vorher schon da, aber sie werden differenzierter, sie werden nuancierter und vor allem begründeter.“
„Inwiefern ist es für die Einrichtungen Gewinn, wenn die Berufseinsteigenden an der Fortbildung teilnehmen?“
„Die Einrichtungen haben auf jeden Fall einen Vorteil davon, wenn sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neu im Beruf sind, schicken und gleichzeitig die nötige Offenheit da ist, Neues auch in der Einrichtung mit einfließen zu lassen. In der Regel erlebe ich auch, dass das so ist.
Die Umsetzung des bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans steht dabei im Vordergrund. Da entsteht Neugier das Einrichtungsgeschehen mal aus einer ganz anderen Blickrichtung zu betrachten, die Perspektive zu wechseln, sich auf die Methodenvielfalt einzulassen. Dann merken die Teams in den Einrichtungen, dass das „nicht nur irgendwie der staubige BEP ist, der irgendwann mal in München geschrieben wurde und dem wir verpflichtend nachgehen müssen“, sondern dass er wirklich voller Leben steckt, wenn man weiß, wo man die richtigen Schräubchen methodisch und inhaltlich dreht.
Zudem stellen die Teilnehmenden in der Praxis andere und neue Fragen. Das führt dazu, dass die Teams zum Teil ihre Besprechungen mit verschiedenen Inhalten und Themen noch mal neu aufstellen, weil andere, neue Gedanken und Aspekte mit einfließen.“
„Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Teilnehmenden und den Einrichtungen?“
„Die Einrichtungen berichten zum Beispiel, dass die Teilnehmenden aus der Fortbildung zurückkommen und oft neue Impulse und Umsetzungsmöglichkeiten, manchmal auch „Beanstandungen“ mitbringen, was für alle spannend ist. Es profitieren also oft noch viel, viel mehr Menschen davon, als nur der- oder diejenige, die bei mir in der Fortbildung sitzen. Und der Blick wird vielfach weiter - das liegt auch an der Vernetzung der Teilnehmenden mit anderen Einrichtungen.
Die Teilnehmenden selbst sagen zum Schluss vielfach „Es ist so schade, dass es jetzt vorbei ist. Jetzt könnten wir doch noch mal weitermachen.“ Und manche tun es auch und ich ermutige sie dazu, dass sie sich dann oft auch in kleineren Gruppen in Intervisionsteams wiederfinden und sich nach der Fortbildung noch weiter treffen.“
Das Interview mit Alexandra Eyrich wurde von den evKITA-Referentinnen für Fort- und Weiterbildung geführt. Es bildet die Durchstarten-Präsenzfortbildung ab. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Durchstarten-Onlinefortbildung sind die gleichen, die didaktische Ausführung unterscheidet sich jedoch. Alexandra Eyrich ist seit vielen Jahren evKITA-Honorarreferentin und unter anderem in der Durchstarten-Fortbildung für Berufseinsteiger*innen tätig.
Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie unter
https://www.evkita-bayern.de/fort-und-weiterbildungen/berufseinsteiger-innen