Vom Konzept zur Kultur - evKITA-BlickPunkte zum Thema Schutzkonzept

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„Ein Konzept ist eine Zusammenschau dessen, wofür unser Herz schlägt. Konzepte sind wichtig als Orientierung und um etwas Festgelegtes zu haben, dass man überprüfen kann“, so Cornelia Blendinger, Leitung der Stabsstelle Innovation und Organisationsentwicklung beim evKITA.

Aber damit Kitas sichere Orte sind brauchen wir mehr als Konzepte. Wir brauchen eine lebendige Kultur – eine Kultur die auf Respekt und Achtsamkeit, aber auch auf Gemeinschaft, Vernetzung und Beweglichkeit fußt.

Ein Schutzkonzept sei nicht nur Pflicht – es sei auch klug, ein Konzept zu erarbeiten, meint Blendinger. Denn das, „eröffnet neue Themenräume und kann generell die Qualität der Arbeit in der Kita fördern. Im Hintergrund kann der Auftrag stehen: Wir wollen einen guten und sicheren Ort für Kinder, Eltern und Mitarbeitende schaffen. Was brauchen wir dafür? Wenn man die Frage so angeht, kann bei allem Ernst des Themas eine Lebendigkeit und Leichtigkeit entstehen. Das Miteinanderdenken und -tun kann freudvoll sein und dazu motivieren, sich für den Arbeits- und Lebensort Kita stark zu machen.“

Die meisten Träger und Einrichtungen haben sich beim Thema Prävention und Kinderschutz bereits auf den Weg gemacht und sich auf vielen Ebenen vernetzt. Die Vernetzung erlaubt Blicke von außen auf das eigene System, Exploration und gemeinsame Reflexion, die man wieder ins eigene Team zurückspielen kann. „Wenn ich alleine bin, wird es keine Kultur – wenn ich ein Netzwerk habe, kann man sich anstupsen, sich Impulse holen, gemeinsam reflektieren: Leben wir das auch, was wir auf dem Papier stehen haben? Gelingt das oder nicht? Und warum? Wollen wir etwas ändern oder nicht? Und warum?“ so Blendinger.

Die guten Seiten des Netzwerkens zeigten sich auch auf den evKITA-BlickPunkten im April und Mai, bei denen Trägervertretungen online zusammenkamen, um sich über das Thema Prävention und Schutzkonzepte zu informieren und auszutauschen.
 

Bewusstsein und Sprachfähigkeit

Judith Grosser, von der Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der ELKB (Fachbereich Prävention) und die evKITA-Fachberaterin Christiane Leclaire waren zu den BlickPunkten als Expertinnen eingeladen. Judith Grosser ist derzeit bayernweit in den Dekanaten und Gemeinden unterwegs um mit kirchlichen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeitenden vor Ort sogenannte Basisschulungen durchzuführen. „Erstmal geht es ja darum, überhaupt ein Bewusstsein für grenzverletzendes Verhalten zu entwickeln und sprachfähig zu werden“, so Cornelia Blendinger, BlickPunkte-Organisatorin und Leitung der Stabsstelle Innovation und Organisationsentwicklung beim evKITA.

Die Kitas haben bereits Erfahrungen mit dem Thema Kinderschutz und der Erstellung von Schutzkonzepten. „Die Kitas fangen nicht bei Null an: Entweder haben sie z.B. schon Schutzkonzepte, die sie jetzt überarbeiten müssen, oder in der Kita-Konzeption gibt es schon Elemente, die für ein einrichtungsbezogenes Schutzkonzept verwendet werden können“, so Blendinger.
 

Ressourcen zur Verfügung stellen

Hauptaufgabe der Träger ist es, zeitliche und personelle Ressourcen für die Konzeptentwicklung zur Verfügung stellen und einen Rahmen für ein gelebtes Konzept zu schaffen. „Wie eine Teilnehmerin sagte: Kinderschutzarbeit ist ein Prozess! Es geht nicht nur darum, zur Erfüllung des Präventionsgesetzes ein Konzept zu erarbeiten, das man abheftet – sondern es geht z.B. auch um ein gemeinsames Verständnis von Grenzen, um einen Verhaltenskodex, um Machtverhältnisse, um Sprachfähigkeit, auch darum Räume zu schaffen, wo gesprochen werden kann. Und auch um die Verantwortung als Arbeitgeber, dass man die Hürden für straftatbereite Menschen hochsetzt, so dass der Arbeitsort Kita für sie möglichst unattraktiv wird“, so Blendinger. Das ist eine komplexe Aufgabe, bei der sich immer wieder zeigt, wie viele Facetten das Thema Kinderschutz hat. Cornelia Blendinger beschreibt dies bildhaft so: „Man macht ein kleines Fensterchen auf und dahinter ist ein riesiger Karton mit Themen.“  Aber „Judith Grosser und Christiane Leclaire haben mit viel Feingefühl in das Thema eingeführt und schafften es, den scheinbar riesigen Berg in kleinere Etappen zu unterteilen.“

Organisations- und Vernetzungsformen

Die Träger und Einrichtungen haben sich auf unterschiedlichste Art und Weise auf den Weg gemacht“, beschreibt Blendinger die Vernetzung der Akteure. Bewährt haben sich kleine Arbeitsgruppen von 5-6 Leuten, die strukturieren und vordenken und sich dann Expert*innen hinzuholen bzw. den Prozess in die relevanten Gremien tragen, wie z.B. den Kirchenvorstand.

Dabei wird es von den Trägern sehr verschieden gehandhabt, wie die Kitas eingebunden sind. Mancherorts gibt es Dekanatsbeauftragte und übergeordnete Konzepte des Dekanats, die auf die einzelnen Einrichtungen zugeschnitten werden können, mancherorts gibt es Arbeitsgruppen auf Trägerebene – wieder an anderen Orten gibt es in den Kitas Präventionsbeauftragte, die sich dann z.B. zu bestimmten Themen treffen und dies wieder in die Kita zurücktragen.

Viele dieser Arbeitsweisen sind durch Begleitung und in Kooperation mit der zuständigen Fachberatung entstanden. „Die evKITA-Fachberatungen können dabei unterstützen, zu sortieren und einen Prozess auf den Weg zu bringen“, erläutert Blendinger. „Unser Fazit: Anstatt ein festgelegtes Konzept abzuarbeiten leben Sie Kultur - möglichst lebendig, leicht, bunt und spielerisch!
 

Unterstützung bei der Konzepterstellung

  

Hintergrund

Nach dem Inkrafttreten des Präventionsgesetzes der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern müssen alle Einrichtungen in kirchlicher und diakonischer Trägerschaft bis Ende 2025 ein individualisiertes Schutzkonzept erstellen oder ihr bestehendes Konzept überprüfen.
Bei den evKITA-Blickpunkten (einem Online-Talk-Format für Träger) im April und Mai zum Thema Prävention / Schutzkonzept  ging es um die Frage: Wie kommen wir vom Konzept zur Kultur und was ist dabei die Rolle der Träger?
Als Expertinnen waren Diakonin Judith Grosser und Fachberaterin Christiane Leclaire eingeladen. Judith Grosser, Sozialpädagogin und Erzieherin, ist unter anderem Ansprechpartnerin für die evangelischen Kindertageseinrichtungen in Bayern bei der Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der ELKB (Fachbereich Prävention). Christiane Leclaire hat umfangreiche Beratungserfahrung im Kinderschutz und ist Hauptautorin unseres bereichsbezogenen Schutzkonzepts „Kitas als sicherer Ort“

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