Spazierend reflektieren: Freiräume nutzen, um mit Anregung nachzudenken

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„Im normalen Arbeitsalltag findet man manchmal nicht die Zeit, um sich über die eigene Arbeit Gedanken zu machen,“ so Ute Dohm-Giegler, Pädagogische Qualitätsbegleiterin (PQB) bei evKITA. Die derzeitige Situation eröffnet Möglichkeiten, Reflexionsmethoden zu verschiedenen Themenbereichen auszuprobieren.

Aber wie nähert man sich diesen Themen an? Ute Dohm-Giegler schlägt z.B. einen Spaziergang durchs Haus vor zum Thema Partizipation. „Was können die Kinder selbst bestimmen? Schauen Sie sich den Gruppenraum an. Wo gibt es feste Regeln, wo müssen die Kinder fragen? Müssen sie fragen: „Darf ich etwas zu trinken haben?“, „Darf ich malen?“ Wenn es feste Regeln gibt, bekleben Sie die Dinge mit einem Klebezettel!“ Dadurch bekäme man, so die PQB, eine visuelle Idee davon, worüber die Kinder wirklich selbst bestimmen können. „Das was man da sieht, kann an dann im Team besprechen.“ In einem zweiten Schritt, so die Beraterin, könne man sich auch die Räume der anderen Gruppen anschauen und sie miteinander vergleichen.
Ein Vorteil an dieser Methode ist, dass man sie auch in Zeiten des „Abstandhaltens“ gut durchführen kann.

Wie wird Haltung im Verhalten sichtbar?

Eine viel diskutierte Frage ist auch das Thema Haltung. „Haltung drückt sich im Verhalten aus“, so Dohm-Giegler. Um unsere Haltung zu reflektieren helfe es uns, wenn wir unser Verhalten beobachten. Sie schlägt vor, Begriffe zum Thema Haltung zu sammeln (z.B. Wertschätzung, Achtsamkeit, …) und sich dann die Frage zu stellen: Wie wird meine Haltung im alltäglichen Verhalten sichtbar?
"Wo zeigt sich bei mir die Haltung im Verhalten? Bin ich geduldig, wertschätzend, schaue ich ressourcenorientiert? Wo können die Kinder wirklich mitbestimmen? Wo zeigt sich meine Haltung z.B. in der Bildungspartnerschaft mit den Eltern?“, zu solchen Fragen an sich selbst regt Dohm-Giegler an. Anhand von Fragestellungen könne man überprüfen, wie der Transfer von Haltung in die Realität stattfindet.

In großen Einrichtungen könne man diese Frage noch differenzieren: Was heiß dies für Krippe und für Kita ? Eine Möglichkeit ist auch, dass die Leitung 10 Begriffe aufschreibt und sich die Mitarbeitenden einzeln – auch im Homeoffice – damit beschäftigen.

Die Bildungsbereiche im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan oder der neue Qualitätskompass des Instituts für Frühpädagogik bieten viele Themenbereiche zur Reflexion. Eine umfangreiche Sammlung von Impulsfragen gibt es zum Bildungs- und Erziehungsplan aus Hessen, die inhaltlich analog auf den BayBEP anwendbar sind. Bei Bedarf können sich die Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Schwerpunkten auseinandersetzen. (vgl. auch BEP-Fortbildungs-Lupen des ifp)

Wie entwickle ich ein positives Selbstkonzept?

Im Moment befinden wir  uns in einer  Phase voller Umbrüche, die teilweise zu  Verunsicherungen führen. „In einer Zeit wo alles so diffus und unklar ist und der Arbeitsalltag völlig anders ist als gewohnt, brauchen wir Möglichkeiten uns zu verankern: Wo sind meine Stärken? Dann kann ich mich wieder auf diese berufen. Die sind mir vielleicht im Moment gar nicht bewusst,“ so Sibylle Luprich, ebenfalls Pädagogische Qualitätsberaterin bei evKITA. Ein positives Selbstkonzept kann helfen, wieder einen positiven Blick auf die Dinge zu werfen. In Anlehnung an Carmen Beilfuß (Ein Himmel voller Fragen: Systemische Interviews, die glücklich machen – 2017) hat die Beraterin eine Einladung für ein „Kleines Gespräch mit mir selbst“ zusammengestellt. „Bei manchen Fragen muss man um die Ecke denken. Es sind öffnende Fragen, die eine andere Perspektive ermöglichen, einen neuen Blickwinkel,“ so Luprich.

Diese positive Selbstreflektion könne helfen sich darauf besinnen: „Warum mache ich das eigentlich?“ Vielleicht könne man dadurch ein bisschen Freude zurückgewinnen.  

Natürlich kann man sich mit den Fragen auch bei einem Spaziergang im Freien beschäftigen.

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