Qualität aus Kindersicht - Telefonische Kinderbefragungen planen und durchführen

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Eine wichtige Grundlage der Qualitätsentwicklung in Kitas ist es, die Kinder in den Blick zu nehmen und die Perspektive der Kinder einzunehmen. „Kinder haben das Recht, gesehen, gehört und gefragt zu werden“, so bringt es die evKITA-Fachberaterin Friederike Siebers auf den Punkt. Auch die Wissenschaft geht mittlerweile davon aus, dass Kinder einschätzen können, was für sie gut ist.

„Wir haben mitbekommen, dass viele Kitas derzeit per Telefon bereits mit den Kindern und ihren Familien im Kontakt sind und haben uns gedacht, dass dies doch die Möglichkeit für eine Kinderbefragung per Telefon eröffnet“, so die Fachberaterin. Gemeinsam mit ihrer Fachberatungskollegin Petra Zauner hat sie daher eine Arbeitshilfe erstellt. Natürlich ist so eine Telefonbefragung auch als Erstkontakt möglich.

Bevor es losgehen kann ist es wichtig zu klären, welches Thema das Kita-Team besonders interessiert und welche Kinder befragt werden sollen: die Kinder aus einer Gruppe, die älteren Kinder… . Davon hängt es auch ab, welche Fragen gestellt werden – die Fragen sollten in jedem Fall altersabhängig sein.

„Man muss ehrlich und offen wissen wollen, was die Kinder zu sagen haben. Alles was kommt ist interessant! – das muss die Grundhaltung bei der Befragung sein, dann ist eine qualitative Entwicklung möglich. Wenn ich die Kinder ehrlich einbinde, können auch Antworten kommen, die ich nicht erwarte und die mich überraschen,“ so Petra Zauner. Deshalb sind für die Befragung offene Fragen so wichtig.

In der Arbeitshilfe ist eine ganze Reihe von Vorschlägen für mögliche Fragen zu finden. Je nach Alter der Kinder kann es aber durchaus reichen, eine oder zwei Fragen zu stellen. „Meist hatten die Erzieherinnen mit den Kindern ja telefonischen Kontakt und wissen daher schon, was sie ihnen in dieser anderen Gesprächsform zutrauen können. Vielleicht reicht bei kleineren Kindern für eine Befragung in diesem Jahr die Frage: Wo spielst du gerne? Im nächsten Jahr könnte es vielleicht um das Essen in der Kita gehen,“ so Zauner. Man solle sich im Vorfeld überlegen, was einen wirklich interessiert.

Friederike Siebers ergänzt: „Es geht nicht darum, dass die Kinder sich einen Swimmingpool wünschen und der muss dann gebaut werden. Es ist wichtig, dass die Fragen aus Bereichen kommen, in denen es Gestaltungsmöglichkeiten gibt und dass sie aus der Lebenswelt der Kinder kommen und mit etwas zu tun haben, das die Kinder auch beurteilen können.“

Ebenfalls wichtig ist es, sich im Vorfeld zu überlegen, was man mit den Antworten machen will. „Wie gehen wir damit um, wenn ein Kind klar sagt: „Des mog i net“? Wie gehen wir als Team mit Beschwerden der Kinder um? Mit solchen Fragen sollte sich das Team vor so einer Kinderbefragung beschäftigen“, so Fachberaterin Petra Zauner. Damit sich die Kinder ernstgenommen und wertgeschätzt fühlen, sollten die Ergebnisse oder Antworten so präsentiert werden, dass es für die Kinder verständlich ist. Wenn man zum Beispiel die Frage gestellt hat: „Wo spielst du in der Kita gerne?“ kann man dies mit Klebefigürchen oder -punkten auf einem Grundriss darstellen.

In der Arbeitshilfe gibt es Tipps für die Vorbereitung und Durchführung der Telefonbefragung. Bei der Analyse und Weiterarbeit mit den Ergebnissen kann eine fachliche Begleitung sinnvoll sein, z.B. durch Fachberatung, Pädagogische Qualitätsbegleitung oder auch durch eine Inhousefortbildung (ggf. online). Je komplexer die Befragung konzipiert wird, desto aufwändiger auch die Auswertung.

Wenn der Prozess offengelegt wird und die Kinder sich in den Ergebnissen wiederfinden, kann so eine Kinderbefragung auch eine partizipative Bildungsmaßnahme sein. Den nächsten Schritt – nämlich zu überlegen, wie man die Ergebnisse weiterverarbeitet – kann man durchaus zusammen mit den Kindern und Eltern gehen: „Gemeinsam in einer Kinderkonferenz damit weiterzuarbeiten wäre ein Highlight“, so das Fazit der beiden Fachberaterinnen.

Die Arbeitshilfe zum download

 

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