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Frühkindliche Bildung ist weit mehr als nur Schulvorbereitung

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Frühkindliche Bildung ist ein ganzheitlicher, beziehungsbasierter Prozess – getragen von Spiel, Eigeninitiative und sozialem Lernen. Junge Kinder lernen nicht durch strukturierte Belehrung, sondern durch selbstbestimmtes Entdecken und neugierig begleitende Erwachsene, die durch passgenaue und gezielte Impulse die individuelle Entwicklung jedes Kindes fördern.

Umfassender Bildungsbegriff nötig

Kindheit hat für sich eine eigene Bedeutung und muss Freiheit zur eigenen Entwicklung bieten, die Erfahrungen ermöglicht, die weit über die Schulzeit prägen. Gerade sozial-emotionale Fähigkeiten spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Kindern, da sie die Grundlage für zwischenmenschliche Beziehungen, Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe bilden. Sie umfassen das Erkennen und Steuern eigener Emotionen, Empathie, Perspektivenübernahme und die Fähigkeit, Konflikte zu lösen. 

Auch beim wichtigen Bereich der sprachlichen Bildung ist ein umfassender Bildungsbegriff wichtig. Sprachliche und nonverbale Ausdrucksfähigkeiten werden durch eine sprachreiche Umgebung und gezielte Interaktionen gestärkt. Mehrsprachigkeit muss als Ressource genutzt werden, um die Kommunikationsfähigkeit zu erweitern. 

Mehr Chancengerechtigkeit

Die Erhöhung von Chancengerechtigkeit kann insbesondere durch eine gute Interaktionsqualität von Erwachsenen zu Kindern als auch unter Gleichaltrigen gelingen. Dabei hat das Spiel als primäre Lernform einen sehr hohen Stellenwert. 
Kinder lernen dort am besten, wo sie sich sicher fühlen, emotional beteiligt sind und aktiv mitgestalten dürfen. Alles andere – auch ein vermeintlich „spielerischer“ Bildungsplan – gefährdet nachhaltiges Lernen und untergräbt wichtige Entwicklungsprozesse. Aus der Bildungsforschung der 70er Jahre wissen wir, dass die Vorschulerziehung im Vergleich zur damaligen Kinderladenbewegung nur im ersten Schuljahr bessere Erfolge auf die Schulleistung erbrachte. Spätestens ab dem dritten Schuljahr kehrt sich die Situation um. Kinder, die in anregungsreichen Lernwelten groß wurden, sind kognitiv und emotional flexibler, können eher mit ungeplanten Situationen umgehen und sind insgesamt resilienter.

Wichtige Schritte zu mehr Chancengerechtigkeit

  • Alle Eltern müssten über die Möglichkeiten und Chancen eines Kitabesuchs aufgeklärt werden um damit die Besuchsquote, gerade von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf nicht nur im letzten Kitajahr zu steigern 
    (siehe auch Ergebnisse Zugangschancen zu früher Bildung, H. Hermes, 2021, IFO-Institut - https://www.ifo.de/DocDL/sd-2021-09-lergetporer-etal-bewerbungsunterstuetzung-kita_0.pdf)
  • Mehr und flächendeckende Pädagogische Qualitätsbegleitung (https://www.pqb-bayern.de/) und dadurch eine Verbesserung der Interaktionsqualität als zentraler Schlüssel für mehr Chancengerechtigkeit.
  • Stärkere Elternbildung und Familienförderung, von der Familienhebamme bis zur bayernweiten Förderung von Familienzentren.
  • Verbindliche, aber flexible Kooperation zwischen Kita und Schule. Und Kooperation heißt nicht, dass Kinder und Erzieher:innen in die Schule kommen, sondern dass beide Bildungspartner einen Bildungsübergang auf Augenhöhe gestalten. Wie schwierig sich das gestaltet zeigen auch die wissenschaftlichen Begleitstudien zum KoGa 
    (https://www.evkita-bayern.de/magazin/magazin-detail/kooperative-ganztagsbildung-braucht-beratung).
  • Die Grundschulen müssen an den Kitas ansetzen, nicht umgekehrt. Mit den Bayerischen Bildungsleitlinien hat man sich auf ein gemeinsames Bildungsverständnis geeinigt. Darauf ist weiter aufzubauen. 
    (https://www.stmas.bayern.de/kinderbetreuung/paedagogik/leitlinien.php)
  • Die besten Kitas brauchen wir in den sozial-benachteiligten Regionen und nicht umgekehrt.
  • Auskömmliche Betriebskostenförderung für Kitas, um diese zu spannenden Lebenswelten und Lernräumen für die „Forscher:innen in Windeln“ und größere Kinder werden zu lassen.


Christiane Münderlein 
Vorständin Bildung und Soziales beim evKITA

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