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PQB-Impuls: Stell dir vor es ist Morgenkreis und jeder will hin…

|   BeratungPädagogische PraxisAktuelles

Freuen Sie sich auf den Morgenkreis? Oder strengt er Sie an? Mit welchen Gefühlen denken Sie an den Morgenkreis? Kommen Ihnen gelungene Interaktionen oder sogar Ohrwürmer in den Sinn oder fallen Ihnen zuerst Störungen ein? Diese Fragen können Anlass dafür sein, diese Bildungsaktivität einer differenzierten Analyse zu unterziehen und Zeit in eine ausführliche Reflexion zu investieren.

Der Morgenkreis ist eine feste Größe im Tagesablauf vieler Kitas. Vielfalt ist hierbei gängige Praxis, es gibt kein vorgegebenes Setting oder verbindliche Inhalte. Morgenkreis, Stuhlkreis, Sing- und Spielkreis, Erzählkreis oder auch die Kinderkonferenz sind mögliche Varianten, in denen alle oder ein Teil der Kinder in unterschiedlicher Häufigkeit und Dauer zusammen­kommen. Es lohnt sich, aus verschiedenen Perspektiven auf den Morgenkreis zu schauen.

Hierzu im Folgenden einige Reflexionsfragen und Impulse:


Ziele
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Morgenkreis? Was ist der Mehrwert des Morgenkreises für die Kinder und die Gruppe? Welche Methoden wählen Sie, um Ihre Ziele zu erreichen?


Gemeinschaftserleben
Wie fühlt sich der Morgenkreis für Sie an? Freuen Sie sich darauf oder sind Sie eher angespannt? Wie und wodurch erleben Kinder im Morgenkreis Gemeinschaft als etwas Positives? Wie gehen Sie mit Störungen, z. B. Unaufmerksamkeit um? Was könnten Gründe für Störungen sein? Wie begründen Sie, dass alle Kinder (immer) am Morgenkreis teilnehmen müssen?  

Impuls: Beobachten und dokumentieren Sie eine Woche lang wie und wobei Kinder im Morgenkreis unaufmerksam sind oder stören. Wobei ist dies besonders häufig? Sind es bestimmte Kinder, die Ihnen hierbei auffallen? Wie interpretieren Sie die Ergebnisse dieser Beobachtungen? Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?


Sprachförderung
Wie gestalten Sie im Morgenkreis bewusst Dialoge mit und unter Kindern? Wie können sich Kinder aktiv mit eigenen Beiträgen und Fragen im Morgenkreis einbringen? Gibt es bei Gesprächen mehrere Sprecherwechsel? Wie gehen Sie mit ruhigen, zurückhaltenden, schüchternen oder unsicheren Kindern um? Wie erleben Kinder aus nichtdeutschsprachigen Herkunftsfamilien den Morgenkreis? Welche Art von Fragen stellen Sie im Morgenkreis?

Impuls 1: Beobachten Sie für eine Woche welche Kinder sich wie oft in Gespräche im Morgenkreis einbringen. Wie lange spricht jedes Kind aktiv? Welche Überlegungen ergeben sich aufgrund Ihrer Beobachtungsergebnisse?

Impuls 2: Erzählen Sie montags im Morgenkreis vom Wochenende? Probieren Sie das alternativ in drei Kleingruppen aus und reflektieren Sie, wie sich diese Veränderung auf die Qualität der Gespräche auswirkt.


Struktur
Wie werden Sie mit dem gemeinsamen Morgenkreis allen Kindern und ihren unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht? Ist die Struktur des Morgenkreises an die Bedürfnisse der Kinder angepasst oder müssen sich die Kinder an die Struktur des Morgenkreises anpassen?  Wie werden Sie im Setting Morgenkreis jüngeren und älteren Kindern gleichzeitig gerecht, z. B. Dauer, Inhalte? Wie begegnen Sie möglicher Über- bzw. Unterforderung von Kindern?

Impuls 1: Freiheit ist auch eine Struktur. Was glauben Sie würde passieren, wenn Sie Ihren Morgenkreis freiwillig anbieten?

Impuls 2: Sind Kinder unruhig, unaufmerksam? Könnte es sich dabei um indirekte Beschwerden der Kinder über die Struktur oder über Inhalte des Morgenkreises handeln? Wie könnten Sie solchen indirekten Beschwerden begegnen?


Hirnforschung
Wie bedeutsam ist der Morgenkreis für alle Kinder und woran machen Sie das fest? Was begeistert die Kinder beim Morgenkreis? Welche Themen interessieren die Kinder gerade? Welche Beschäftigungen der Kinder werden durch den Morgenkreis unterbrochen oder beendet?

Impuls: Was würden Kinder alternativ tun, wenn Sie keinen oder seltener Morgenkreis machen würden?


Partizipation
Wer entscheidet über die Teilnahme der Kinder am Morgenkreis und warum? Wobei ermöglichen Sie den Kindern im Morgenkreis Mitwirkung, Mitbestimmung und Selbstbestimmung? Woran möchten Sie Kinder beim Morgenkreis beteiligen und woran nicht? Wie beteiligen Sie Kinder bei der Planung und Durchführung des Morgenkreises? Wer entscheidet was im Morgenreis passiert? Wie treffen Sie mit den Kindern oder die Kinder alleine (methodisch) Entscheidungen? Wer sucht Lieder und Kreisspiele aus? Wie können Kinder beteiligt werden, die sich sprachlich nicht ausdrücken können?

Impuls: Fragen Sie doch mal die Kinder was ihnen im Morgenkreis Spaß macht und was sie doof finden. Wie können Sie mit Kindern gemeinsam aufgreifen was ihnen am/im Morgenkreis wichtig ist und das Setting gemeinsam weiterentwickeln?
 

Wichtig: Es braucht Meinungsbildung bevor Kinder eine Entscheidung treffen können!


Eigene Vor- und Nachbereitung
Wie bereiten Sie sich inhaltlich auf den Morgenkreis vor? Wie reflektieren Sie, ob die gewählten Methoden wirksam sind? Wie überprüfen Sie, ob Sie Ihre Ziele erreichen? Wie werden Sie im Morgenkreis allen Kindern und ihren individuellen Bedürfnissen gerecht? Woran merken Sie, dass Sie die kindlichen Themen, Interessen und Bedürfnisse beim Morgenkreis berücksichtigen? Wie machen Sie die Struktur des Morgenkreises für alle Kinder transparent und anschaulich?

Legen wir im nächsten Schritt eine Lupe auf häufige Inhalte im Morgenkreis:


Kalender
Welche Überlegungen führen dazu, dass Sie im Morgenkreis über den Kalender sprechen? Wie viel zeitlichen Anteil hat der Kalender im Morgenkreis und warum? Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Kalender? Welche Methoden verwenden Sie um diese Ziele zu erreichen? Wie und wodurch können die Kinder aktiv beim Kalender mitwirken? Was können die Kinder aktiv selbst tun? Wie gestalten Sie den Kalender für die Kinder anschaulich und verständlich?

Impuls 1: Lernen Kinder hier Begriffe auswendig oder erschließen sie sich diese mit Bedeutung, z. B. „Heute ist Mittwoch der 22. Juli 2022 und es ist Sommer“ oder „Freitag ist der grüne Tag, danach habe ich zwei Tage keinen Kindergarten.“ 

Impuls 2: Wie könnte der Kalender außerhalb des Morgenkreisen für die Kinder die sich dafür interessieren zum Thema werden?

Impuls 3: Das Thema Kalender/Zeit/Jahreskreis finden Sie auch im Grundschullehrplan plus. Schauen Sie unter folgenden Links welche Kompetenzerwartungen an die Schüler*innen in den Jahrgangsstufen 1/2 und 3/4 gestellt werden:
https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachlehrplan/grundschule/1/hsu
https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachlehrplan/grundschule/4/hsu


Anwesenheit
Wie stellen Sie sicher, dass jedes Kind im Morgenkreis „gesehen“ wird? Welche Methoden verwenden Sie hierbei? Wie zeigen Sie jedem einzelnen Kind, dass Sie sich freuen, dass es da ist?

Impuls: Wie fühlt es sich wohl an, wenn ein Kind früh beim Ankommen zu Ihnen guten Morgen sagt und Sie das Kind später im Morgenkreis (anhand der Gruppenliste) fragen ob es da ist?


Wetter
Wieviel zeitlichen Anteil hat das Wetter im Morgenkreis und warum? Wie wichtig ist das Wetter in diesem Moment für die Kinder? Wie reagieren die Kinder, wenn Sie jeden Tag im Morgenkreis (ausführlich) über das Wetter reden?

Impuls 1: Kinder sehen schon, wenn sie in die Kita kommen, welches Wetter ist.  Warum ist es explizit Thema im Morgenkreis?

Impuls 2: Wie könnte das Wetter außerhalb des Morgenkreisen für die Kinder die sich dafür interessieren zum Thema werden?

 


Der Morgenkreis kann mit der Perspektive auf Interaktionsqualität auch ein Thema sein, dass im Rahmen des Unterstützungsangebotes der „Pädagogischen Qualitätsbegleitung in Kindertageseinrichtungen“ in Bayern im Team genauer betrachtet wird. Der Qualitätskompass https://www.ifp.bayern.de/imperia/md/content/stmas/ifp/pqb-qualitatskompass_september_2020.pdf kann hierzu wertvolle Impulse zur Beobachtung und Reflexion von Interaktionsqualität bieten.
 

Der Beitrag wurde verfasst von Michael Heller, PQB beim evKITA.
 


Dieser kurze Impuls soll Ihnen einen konkreten Eindruck vermitteln, an welchen Themen und mit welchen Methoden Sie mit Ihrer/m PQB arbeiten können.

Dieses Projekt wird aus den Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit, Familie und Soziales gefördert.

 

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