- Z 68-69
Massive Investitionen in Kitas und Schulen werden die Chancengleichheit in unserem Land deutlich erhöhen. - Z 2301-2303
Kinder und Jugendliche sollen ihr Potenzial unabhängig von ihrer Herkunft ausschöpfen können. Als rohstoffarmes Industrieland brauchen wir ein modernes Bildungssystem, das individuelle Bedarfe der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt und die Demokratie stärkt. Wir fördern Bildungsgerechtigkeit, Leistungsfähigkeit und Inklusion. Wir werden frühkindliche Bildung sowie Bildungsübergänge stärken. - Z 2314-2316
Wir bekennen uns zum Bildungsföderalismus. In diesem Rahmen wollen wir die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen mit gemeinsam getragenen, übergreifenden Bildungszielen (Z 2320 „messbar“) verbessern und effizienter gestalten. - Z 2340
Demokratiebildung, Medien- und Nachrichtenkompetenz stärken wir gemeinsam mit den Ländern. - Z 3059-3060
Wir wollen mehr in Integration investieren, Integrationskurse fortsetzen, die Sprach-Kitas wieder einführen, das Startchancen-Programm fortsetzen und auf Kitas ausweiten. - Z 3111-3114
Für gutes Aufwachsen und Chancengerechtigkeit für alle Kinder in Deutschland werden wir die verpflichtende Teilnahme aller Vierjährigen an einer flächendeckenden, mit den Ländern vereinbarten Diagnostik des Sprach- und Entwicklungsstands einführen. Bei ermitteltem Förderbedarf erwarten wir von den Ländern geeignete, verpflichtende Fördermaßnahmen und -konzepte. - Z 3114-3119
Dafür führen wir ein Qualitätsentwicklungsgesetz (QEG) ein und lösen das KiTa-Qualitätsgesetz ab. Im Rahmen des QEG wollen wir eine zusätzliche Förderung für Sprach-Kitas und Startchancen-Kitas integrieren. Dafür entwickeln wir das Konzept der Sprach-Kitas weiter. Die Startchancen-Kitas wollen wir nach den bereits in den Ländern entwickelten Sozialindizes bürokratiearm fördern, insbesondere mit einem Chancenbudget. - Z 3119-3122
Eine verlässliche Kinderbetreuung setzt mehr Fachkräfte voraus. Dabei unterstützt der Bund die Länder im Rahmen des KiTa-Qualitätsgesetzes bereits jetzt. Wir wollen die duale Ausbildung für Erzieherberufe unter Beibehaltung des anerkannten Qualifikationsrahmens einführen. Die Anwerbung internationaler Fachkräfte für Kitas wollen wir beschleunigen, vereinfachen und ausweiten. - Z 3124-3127
Kinder brauchen moderne und gut ausgestattete Räume, denn die Basis des Bildungserfolgs wird bereits in Krippen und Kitas gelegt. Wir werden in Neubau, Ausbau, Sanierung und Modernisierung (etwa für Inklusion, Arbeitsschutz, Ausstattung und Digitalisierung) investieren, um frühkindliche Bildung zu ermöglichen. - Z 3129-3132
Den Ganztagsausbau treiben wir voran. Wir halten am Ausbauziel für die Ganztagsbetreuung in der Grundschule fest. Dafür werden wir bürokratische Hürden abbauen.
Der Rechtsanspruch soll deutschlandweit mit einer Qualitätsentwicklung perspektivisch verbunden sein. Bei der Umsetzung vor Ort eröffnen wir den Kommunen mehr Gestaltungsspielräume. - Z 3133-3135
Angebote der anerkannten freien Träger der Jugendarbeit sollen zur Erfüllung des Rechtsanspruchs herangezogen werden können und in ihrer Rolle gestärkt werden. Wir verlängern das laufende Investitionsprogramm um zwei Jahre und erhöhen die Investitionsmittel für den Ganztag. - Z 3148-3151
Die Frühen Hilfen als wirkungsvolle und zielgenaue Präventionsmaßnahme zur Unterstützung, Begleitung und Beratung von Familien ab der Schwangerschaft stocken wir im Rahmen der Bundesstiftung Frühe Hilfen auf und erproben modellhaft, wie sie auf Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren ausgeweitet werden können. - Z 3153-3158
Wir wollen dafür sorgen, dass alle Kinder mit Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) das kostenlose Mittagessen in Kita und Schule auch erhalten. Dafür sollten die bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten, beispielsweise über einen Sammelantrag der Schule, vollumfänglich und flächendeckend ausgeschöpft werden.
In Startchancen-Kitas und -Schulen wollen wir modellhaft ein bürokratiearmes BuT-Budget für das Mittagessen erproben. Damit erreichen wir auch mehr Familien mit geringen Erwerbseinkommen, die Anspruch auf Kinderzuschlag oder Wohngeld haben. Z 3207-3209
Wir entwickeln eine Strategie „Mentale Gesundheit für junge Menschen“ mit den Schwerpunkten Prävention und Früherkennung psychischer Erkrankungen, insbesondere durch Aufklärung und niedrigschwellige Beratung von Eltern sowie Fortbildung von Pädagogen und Fachkräften.
Erste Bewertung
Die Stärkung der frühkindlichen Bildung und die Bedeutung von Bildungsübergängen werden im Koalitionsvertrag erfreulich hervorgehoben. Bildungsgerechtigkeit, Inklusion und Demokratieförderung werden ausdrücklich als wesentlich erwähnt. Das ist sehr erfreulich, auch wenn alle Maßnahmen des Koalitionsvertrags unter Finanzierungsvorbehalt stehen.
Die Bedeutung der Kita darf aber nicht nur als Zubringerleistung für Grundschulen verzweckt werden. Kindheit hat für sich eine eigene Bedeutung und muss Freiheit zur eigenen Entwicklung bieten, die Erfahrungen ermöglicht, die weit über die Schulzeit prägen. Gerade sozial-emotionale Fähigkeiten spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Kindern, da sie die Grundlage für zwischenmenschliche Beziehungen, Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe bilden. Sie umfassen das Erkennen und Steuern eigener Emotionen, Empathie, Perspektivenübernahme und die Fähigkeit, Konflikte zu lösen. Hierauf ist in der Umsetzung der genannten Maßnahmen zu achten.
Auch beim wichtigen Bereich der sprachlichen Bildung ist weiter auf einen umfassenden Bildungsbegriff zu achten. Sprachliche und nonverbale Ausdrucksfähigkeiten werden durch eine sprachreiche Umgebung und gezielte Interaktionen gestärkt. Mehrsprachigkeit muss als Ressource genutzt werden, um die Kommunikationsfähigkeit zu erweitern. „Sprach-Tests“ sind durch alltagsintegrierte Verfahren, wie z.B. SISMIK/SELDAK in der Kita sicherzustellen. Zusätzliche verpflichtende Sprachtests in Grundschulen sind nach ersten Erfahrungen in Bayern mit einem hohen Aufwand, großer Verunsicherung bei Eltern und Kindern und wenig Effekten verbunden und sollten - wenn überhaupt - nur mit Kindern, die bislang keine Kita besuchen, durchgeführt werden. Wirkungsvoller wäre es, alle Eltern über die Möglichkeiten und Chancen eines Kitabesuchs aufzuklären und damit die Besuchsquote, gerade von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf nicht nur im letzten Kitajahr zu steigern (siehe auch Ergebnisse Zugangschancen zu früher Bildung, H. Hermes, 2021, IFO-Institut - https://www.ifo.de/DocDL/sd-2021-09-lergetporer-etal-bewerbungsunterstuetzung-kita_0.pdf)
Christiane Münderlein, Vorständin Bildung und Soziales beim evKITA
Verantwortung für Deutschland. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD. 21. Legislaturperiode
https://www.tagesschau.de/koalitionsvertrag-170.pdf (Direktlink; Version mit Zeilennummerierung)