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Familien unter Druck – Was können Kitas für Kinder in Notlagen tun?

|   BeratungPädagogische PraxisAktuelles

„Wie können wir Kinder in der derzeitigen Lage schützen?“ ist eine der Fragen die Diana Leickert, Leitung des „Kifaz Löhe“ xn--lhe-kifaz-gunzenhausen-uhc.de/home.html seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen beschäftigt.

In dem evangelischen Kinder- und Familienzentrum in Gunzenhausen werden über 120 Kinder im Krippen- und Kindergartenalter betreut. Derzeit besuchen etwa 15 Kinder die Einrichtung, in dieser Woche werden einige mehr hinzukommen und in der Woche darauf rechnet die Leitung mit bis zu 60 Kindern in den Räumen ihrer Einrichtung.

Im Kifaz sind etwa 40 Fachkräfte beschäftigt. In den letzten Wochen standen die Mitarbeiter*innen mit allen Familien in Kontakt –  zum Beispiel über Post und Telefonate. Die Homepage wurde um einen „Kifaz Löhe Daheim“-Bereich erweitert. Glücklicherweise gab es keine Familie, die „abgetaucht“ ist. Eher im Gegenteil. 

Der Druck in den Familien steigt. Viele Kinder packen ihre Tasche und wollen sich auf den Weg in „ihr Kifaz“ machen. Viele sehnen sich nach „Normalität“. Die Beziehungen und Bindungen, die zwischen den Fachkräften und den Familien gewachsen sind, zeigen sich gerade jetzt. Das Kifaz ist ein Kinder- und Familienzentrum und somit ein wichtiger Ankerpunkt für viele Mütter, Väter, Kinder.

Diana Leickert ist es wichtig, jedes Kind zu unterstützen, niemanden in dieser besonderen Situation alleine zu lassen – gerade da wo Eltern, auch schon vor der Krise, an ihren physischen und psychischen Belastungsgrenzen waren. Manche Familien bitten direkt um Hilfe, bei anderen kristallisiert sich „die Not“ in Gesprächen heraus.

„Gerade jetzt können wir die Menschen nicht alleine lassen!“
Die Kita-Leiterin arbeitet hier in engem Kontakt mit den Familien, dem Jugendamt und der Aufsichtsbehörde. Um in der Notgruppe aufgenommen werden zu können, ist eine Bescheinigung notwendig. Dort, wo bereits eine Familienhilfe über das Jugendamt in den Familien tätig ist, erhält die Einrichtung problemlos eine Bescheinigung für die Notgruppenbetreuung von Seiten des Amtes. Bei allen anderen Kindern, bei denen eine Notsituation wahrgenommen wird, nimmt die Leitung - in enger Absprache mit den Eltern und der Aufsichtsbehörde – ihr ‚Wächteramt‘ wahr und übernimmt die Verantwortung dafür, dass das Kind in die Notgruppe kommen kann. 

Ein umfassendes Hygiene-, Raum- und pädagogisches Konzept ist dabei selbstverständlich. Dies alles zu managen, mit 40 Mitarbeitenden, den Kindern und Familien und den ganzen Netzwerkpartner*innen erfordert so viel Kraft, Durchhaltevermögen und Weitblick, wie selten zuvor. Jeden Tag gilt es die Situation an die Bedürfnisse anzupassen und weiterzudenken, so dass „niemand aus dem Blickfeld gerät“.

Verzweifelt ist Diana Leickert darüber, dass das, was in den Kitas geleistet wird von der Öffentlichkeit oft nicht wahrgenommen wird - da vieles leise passiert, in den Schutzräumen der Kita und zwischen den Fachkräften und Familien. Dieser Schutz ist aber für die Menschen notwendig. Und gerade deshalb „müssen wir laut aufschreien – damit wir in der Politik die Beachtung erlangen, die uns zusteht“. Denn, so Leickert: „Wir sind mit unserer Arbeit ein wesentlicher Baustein für ein gelingendes Zusammenleben.“

 

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