„Die Streichung des Familien- und Krippengeldes sehen wir grundsätzlich positiv“, sagt Christiane Münderlein, Vorständin Bildung und Soziales im Evangelischen Kita-Verband Bayern. „Es macht absolut Sinn, diese Mittel künftig in eine gute und stabile Kitastruktur zu investieren – dazu zählt vor allem eine gesetzlich gesicherte, auskömmliche Finanzierung der Betriebskosten.“
Bildungserfolg beginnt in der Kita – aber nicht überall gleich
Ergebnisse des Nationalen Bildungspanels (NEPS) bestätigen erneut: Frühkindliche Bildung hat nachhaltige Effekte auf den gesamten Bildungsverlauf. Kinder aus benachteiligten Familien profitieren besonders stark von qualitativ hochwertigen Kitas – gerade in sprachlicher und sozial-emotionaler Entwicklung. Doch genau dort, wo diese Qualität am dringendsten gebraucht wird, fehlt es an Ressourcen.
„Was jetzt bekannt wurde, ist leider kein Durchbruch. Vielmehr ist zu befürchten, dass trotz einer Aufstockung der Mittel für Kita-Strukturen die Ungleichheiten in Bayern bestehen bleiben, schlimmstenfalls sogar verstärkt werden“, so Münderlein. „Das ist angesichts der Forschungslage nicht nur sozial ungerecht, sondern auch bildungspolitisch fahrlässig.“
Teamkräfte als vermeintliche Lösung
Die geplante gesetzliche Förderung von Teamkräften mag oberflächlich attraktiv wirken, doch in der Praxis werden diese nur dort eingesetzt werden können, wo Träger die nicht gedeckten Zusatzkosten aus Eigenmitteln tragen können – also in finanzstarken Kommunen. Teamkräfte sind aber keine Lösung zur Schließung der bestehenden Finanzierungslücke, die einhellig in der Anhörung im Landtag vom 4. Juli 2024 als notwendig erachtet wurde. „Wir brauchen keine Notlösungen mehr, sondern endlich die strukturelle Anerkennung und Finanzierung echter Qualität – überall“, so Münderlein.
Finanzpolitisches Risiko: Statt investieren droht konsolidieren
Unklar ist noch, welche Mittel wie eingesetzt werden. „Hier werden wir sehr genau darauf achten, dass alle Gelder – Landes- und Bundesmittel – in den Kitas ankommen. Es darf nicht passieren, dass durch die Mittelumschichtungen andere Haushaltslücken geschlossen werden.“
Unser Appell: Bildung darf nicht von der Postleitzahl abhängen
Der Evangelische Kita-Verband Bayern fordert eine gerechte, gesetzlich geregelte Kita-Finanzierung, die Chancengleichheit nachweislich verbessert. Ein modernes Finanzierungsgesetz muss kleine Einrichtungen auf dem Land ebenso stärken wie urbane Brennpunktkitas – und darf Bildungsbiografien nicht länger vom Wohnort abhängig machen.
„Bildungsgerechtigkeit beginnt in der Kita – und sie muss für alle gelten. Jetzt ist die Zeit für eine echte Reform, nicht für Placebos“, betont Christiane Münderlein.
Aktuell vertritt der evKITA rund 700 Träger. Derzeit bieten evangelische Kitas bayernweit mehr als 110.000 Plätze für Kinder in ca. 1.600 Einrichtungen an. Der evKITA vertritt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, das Diakonische Werk Bayern und seine Mitglieder in allen Fragen, die Tageseinrichtungen und Tagespflege für Kinder betreffen.


