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Ein starkes Team: Kita-Leitung Martina Schlecht und ihr Trägervertreter Pfarrer Huber Walter aus Ehingen erzählen, wie ihre Zusammenarbeit gelingt

Die Evangelische Kita Arche Noah in Ehingen im Dekanat Wassertrüdingen betreut im Regelbetrieb 3 Gruppen mit insgesamt 62 Kindern im Alter von 1-6 Jahren. Das Team von Kitaleitung Martina Schlecht besteht aus Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Auszubildenden – insgesamt 10 Mitarbeitende.
Als Trägervetreter der Kita vor Ort ist Pfarrer Walter Huber zuständig.

Wir wollten von beiden wissen, was ihre Zusammenarbeit von Anfang trägt, wie sie ihre Aufgaben definieren und wahrnehmen und was sie sich für die Zukunft wünschen. Dazu haben wir ihnen ein paar Fragen gestellt, die sie jeweils einzeln beantwortet haben.

 

evKITA: Wenn Sie sich an Ihre erste Begegnung erinnern, was fällt ihnen zuerst ein?

Martina Schlecht:
Die erste Begegnung war zum Vorstellungsgespräch und ich war, trotz langjähriger Berufserfahrung, sehr nervös.
Das Wort, dass mir dazu einfällt ist WILLKOMMEN. Ja, ich hatte das Gefühl von Willkommen-Sein und dass sich das Vorstellungsgremium Zeit nimmt und mich kennenlernen will.
Ein Gedanke zu Walter, als Pfarrer und evtl. Chef kam mir dann nach dem Gespräch. „Ich glaube, das ist ein Chef, der hinhört, Interesse an der KiTa hat und da ist.“

Walter Huber
Ich hab mir sofort gedacht: „Ja, das ist sie! Genau die möchte ich als neue Leitung haben.“ Aber weil sie mir so aufgeregt schien, dachte ich auch „Hoffentlich verhaut sie das Vorstellungsgespräch nicht“

 

evKITA: Wie würden Sie Ihre Zusammenarbeit in der Vor-Corona-Zeit beschreiben?

Martina Schlecht:
Von Anfang an war die Kommunikation in der Zusammenarbeit ein wichtiger Eckpfeiler.
Ich war vorher schon 18 Jahre in einer anderen Einrichtung als Leitung tätig. Durch fachliche und persönliche Entwicklung fand ich für mich in eine stabile und sichere Arbeitshaltung und Leitungskompetenz.
Da Walter von Beginn an in der KiTa und für mich als Ansprechpartner präsent war, waren mir die Rücksprachen mit ihm umso wichtiger. Mit meinen Strukturen in den neuen und anderen Strukturen angekommen, das war mein Fokus.

Walter Huber:
Ja wir haben vom ersten Tag an sehr gut zusammen gearbeitet - haben uns immer mehr als Team verstanden und gemeinsam geplant, bewertet, entschieden und reflektiert. Nur manchmal hat sie sich nach meiner Auffassung (weil ich von Martinas pädagogischen Fähigkeiten und ihrer Leitungskompetenz absolut überzeugt bin und ihr diese Wertschätzung auch zum Ausdruck bringe) zu sehr als „Untergebene“ gezeigt, hat mir einen Ticken zu oft nachgefragt, ob‘s mir denn so recht sei.

 

evKITA: Hat Corona Ihre Zusammenarbeit verändert? Traten an irgendeiner Stelle Schwierigkeiten in ihrer Zusammenarbeit auf, von denen Sie überrascht waren? Oder umgekehrt – hat sich in dieser für alle neuen Situation gezeigt, dass Ihre Zusammenarbeit auch in stürmischen Zeiten sehr gut funktioniert?

Martina Schlecht:
Ich glaube, dass sich durch diese herausfordernde Zeit, das bestätigt hat, was vorher schon da war. Nämlich, dass wir ein gutes, auf Augenhöhe funktionierendes Träger-Leitungsgespann sind und wir mit einer stabilen Grundbasis in diese Krise hineingeworfen wurden.
Es war ein Miteinander und die Präsenz vom Chef gab mir und auch dem gesamten KiTa-Team Sicherheit.
Auch wenn ich mir in meinem Tun und Handeln fast immer klar und sicher war, waren die Gespräche und Absprachen für mich Bestätigung und Halt, Rückhalt.
Was mir dazu ein gutes Gefühl gab, dass die Verantwortung nicht nur bei mir lag, sondern es sich auf Walters und meine Schultern gut verteilt hat.

Walter Huber:
Ganz genau. Sehr gut funktioniert. Natürlich „funktionierte“ unsere Zusammenarbeit in diesen stürmischen Zeiten auch durch meine hohe Präsenz. Ich war fast täglich in der Kita, so dass wir vieles miteinander abklären und in Ruhe besprechen konnten, sowie auch das Miteinander mit dem Team pflegen konnten. In dieser Zeit der Umbrüche und täglich neuen Herausforderungen habe ich Martina als umsichtige Planerin erlebt. Wie eine umsichtige Kapitänin, die das Schiff zum einen ruhig durch den Sturm steuert, dazu aber noch jede Menge Kreativität entwickelt und das hat mir ziemlich viel Respekt abgerungen.

 

evKITA: Im Idealfall - wie würden Sie das Verhältnis bzw. die Beziehung von Trägervertreter und Kita beschreiben. Wie sieht Ihre Realität aus?

Martina Schlecht:
Ganz kurz gesagt ist für mich der Idealfall die Realität.
Arbeit auf Augenhöhe, Respekt und Vertrauen, Wertschätzung sowie Verlässlichkeit.
Wichtig ist aber auch, dass die Meinung des Anderen gehört wird und Kritik als Chance der Entwicklung gesehen wird. Dann können verschiedenen Blickwinkel wieder zum gleichen Weg führen.

Walter Huber:
Erstens: Meine Vorstellung vom Idealfall deckt sich zu hundert Prozent mit der Realität. Zweitens: ich beschreibe den Idealfall so: Ich sehe die Kita-Leitung als Chefin und trete ihr darum auch auf Augenhöhe gegenüber. Wenn die Wertevorstellung von Kita-Leitung und Träger identisch sind, dürfte es keine Probleme geben und das trifft in unserem Fall nach meiner Einschätzung voll zu. Aufeinander hören, einander wertschätzen und Kritik als Notwendigkeit zur Weiterentwicklung, nicht als Abwertung verstehen. Das ist die Richtung.

 

evKITA: Wenn Sie aus der Zukunft heraus die vergangenen Monate bewerten sollten, wie fiele die Bewertung aus? Ergeben sich daraus Konsequenzen für die weitere Zusammenarbeit?

Martina Schlecht: 
Zunächst werde ich darin bestätigt, dass mein Weg 2016 der richtige war.
Die Konsequenz daraus ist, dass es noch viel zu tun gibt, für die KiTa große Projekte anstehen und ich bin fest überzeugt, dass es in diesem positiven Miteinander weitergeht.

Walter Huber:
Der Weg, den wir miteinander eingeschlagen haben, hat sich als richtig erwiesen. Wir bleiben genau auf diesem und mit diesem gemeinsamen Ziel: Wir verstehen uns als starkes Team: Kita und Träger. Gemeinsam sind wir Kirche mit dem Fokus auf unsere Kinder und unsere Familien einerseits und auf die froh-machende und ermutigende Botschaft Jesu Christi andererseits.

 

evKITA: Wenn die berühmte Wunschfee unerwartet bei Ihnen anklopfen würde, welche 3 Wünsche hätten sie für Ihr Berufsfeld?

Martina Schlecht:
Mein erster Wunsch ist mehr Anerkennung für dieses Berufsfeld. Doch nicht die Anerkennung von außen steht dabei für mich an erster Stelle, sondern die Anerkennung, welche jede und jeder für sich sehen und spüren darf. Dabei geht es nicht darum sich jeden Tag über den Schellkönig zu loben, sondern sich reflektiert in seinem Tun und Handeln zu sehen. Stärken zu leben und schwächen eingestehen und daran wachsen.
Mein zweiter Wunsch ist, das generell KiTa-Leitung teilfreigestellt werden. Beides, leitungsspezifische und pädagogische Aufgabenbereiche gehören meiner Meinung nach in die Stellenbeschreibung einer Leitung. Leitung sein, heißt Ent-wicklerin (in doppelten Sinn) sein, voran gehen und mit nehmen. Ich kann aber nur Menschen mitnehmen, wenn sie sehe, höre und erkenne was sie bewegt, was sie brauchen, um dann gemeinsam in eine Richtung gehen zu können.
Mein dritter Wunsch ist, dass unser Projekt Neubau der KiTa gut gelingen mag. Das wir zusammen mit allen Beteiligten für Ehingen einen neuen schönen „Garten“ für die Kinder schaffen und über allem Gottes Segen liegt.

Walter Huber:
1. Eine deutlich höhere Bewertung der pädagogischen Berufe in den KiTas durch die Gesellschaft.
2. Dass uns der Engel Gottes weiter begleitet.
3. Dass wir den Übergang vom alten Gebäude in den Neubau gut schaffen und dabei auch dem Gesicht der Kirche in unseren Dörfern deutlich menschlichere Konturen verleihen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Martina Schlecht und Pfarrer Walter Huber für ihre Bereitschaft, uns so offen über ihre Zusammenarbeit zu berichten und wünschen beiden für die Zukunft alles Gute und Gottes Segen.

 

 

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