Draußen sein – Die Freiheit im „Erlebnisraum Wald“ entspannt Kinder und Erwachsene

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Jetzt, wo das Wetter langsam besser wird, bekommen alle Lust, wieder mehr rauszugehen. Aber draußen sein bei jedem Wetter?

„Warum nicht? Allein schon vom Geräuschpegel her ist es eine Entspannung,“ meint Sascha Kayser mit einem Augenzwinkern. Er ist Erzieher in der Kita Arche Noah in Kasendorf im Landkreis Kulmbach und für das Waldangebot der Einrichtung zuständig. Auch für die Kinder sei es entspannter und sie seien ausgeglichener. „Im Wald können die Kinder rennen, toben und laut sein.“

Normalerweise hat die Kita in Kasendorf ein offenes Wald-Angebot. Die Kinder werden morgens gefragt, wer mit in den Wald möchte und können spontan entscheiden, ob sie mitgehen oder nicht. Mal sind es nur fünf Kinder, mal 20 – immer gehen zwei Erwachsene mit. In Corona-Zeiten geht das so nicht, aber die 10 bis 12 „Stammkinder“, die jeweils einer Erzieherin oder einem Erzieher zugeordnet sind, können den „Erlebnisraum Wald“ als Gruppe trotzdem nutzen und gehen gemeinsam hin. „Es ist toll zu sehen, wie die Gruppe als Gruppe spielt. Das „Untereinander“ wird beim Spielen im Wald anders und schweißt die Kinder zusammen. Sie werden ruhiger und gelassener und fühlen sich wohler. Wenn die Waldgruppe gemischt ist, spielt das weniger eine Rolle. Da stehen die Ideen im Vordergrund. Es gibt immer neue Spielideen und neue Spielpartner.“

Das Waldgrundstück, das die Kita nutzt, liegt im Pfarrwald und gehört der Gemeinde, so dass die Kita es unkompliziert pachten kann. Über das hügelige Gelände fließt ein kleiner Bach und schon auf dem Weg zum Waldplatz gibt es eine Menge zu beobachten. Der halbstündige Fußweg führt nur auf einer kleinen Strecke durch das Dorf – hier müssen die Kinder an der Hand laufen – dann geht der Weg zumeist über verkehrsarme Strecken, auf denen die Kinder alleine laufen können. Immer wieder gibt es Treffpunkte, wo sich die Gruppe sammelt. Die Krippenkinder, denen der Weg zu weit ist, können im Bollerwagen sitzen, in dem auch Verpflegung, Notfallset und Bücher transportiert werden.

Die Zeit im Wald beginnt mit einer Morgenrunde und der Brotzeit. Wenn es sehr kalt oder das Wetter sehr schlecht ist, können die Kinder ihre mitgebrachte Brotzeit im beheizbaren Bauwagen essen. Hier gibt es einen Gasofen und einen Wickelbereich. „Wir gehen bei jedem Wetter raus – außer bei Sturm“, so Sascha Kayser.

„Das Wichtigste im Wald ist, dass die Kinder frei spielen und erkunden können,“ so der Pädagoge.

In einem zweiten Bauwagen sind Werkzeuge, wie Sägen und Hämmer, untergebracht. „Die Kinder dürfen sich, wenn sie möchten, selbst Werkzeug holen. Sie wissen, dass sie nicht an lebendem Holz sägen dürfen und welche Regeln im Wald gelten.“ Die sind im Vergleich zum Spielen in der Kita weniger und leicht zu merken: z.B. der Bach ist die Grenze, geschnitzt wird im Sitzen oder Stöcke nicht herumwerfen.

Warum die Kinder gerne in den Wald gehen, erklärt Kayser so: „Die Kinder mögen den weiten Raum und kennen die Grenzen. Man kann ganz weit laufen, man kann für sich sein oder man kann sich austoben. Im Wald sind keine Spielsachen – die braucht es auch nicht. Die Kinder langweilen sich nicht, da die Umgebung für Phantasie und Kreativität anregend genug ist. Im Wald haben die Kinder körperlich einfach andere Möglichkeiten, sie können klettern, rennen, sich austoben. In einer Kinderbefragung haben die Kinder auf die Frage, in welchem Raum der Kita sie am liebsten spielen, mehrheitlich die Turnhalle genannt, weil man sich dort frei bewegen kann“.

Neben den eigenen Spielideen der Kinder machen die Pädagog*innen auch Angebote wie Bauen, Basteln, Rollenspiele, etwas über Tiere lernen, Seilparcours, Hütten oder Schaukeln bauen – wer Lust hat, macht mit.

Damit alle rechtzeitig zum Mittagessen zurück in der Kita sind, gibt es gegen Viertel vor 11 eine Abschlussrunde. Der Müll wird eingesammelt und wieder mitgenommen. „Das ist eigentlich der einzige Moment, in dem manchmal Stress aufkommt: alle zum Aufbruch einzusammeln oder den Rückweg unter Zeitdruck zu gehen.“

Der waldbegeisterte Sascha Kayser wirbt dafür, raus zu gehen: „Waldtage lassen sich auch ohne festes Grundstück oder Bauwagen einrichten, wenn ein Wald in erreichbarer Nähe ist.“  Das „Draußen-sein“ tue nicht nur Kindern, sondern auch den Erwachsenen gut.
 

Zur Person: Sascha Kayser war schon immer gerne draußen. Er hat sich in der Kasendorfer Kita gerade wegen des Waldangebots beworben. Aktuell absolviert er eine Fortbildung zur Fachkraft für Wald- und Naturpädagogik.
 

Mehr über das pädagogische Konzept finden Sie hier:
http://www.kindertagesstätte-kasendorf.de/kindergarten/erlebnisraum-wald/ 

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