Deutscher Kita-Preis: Der eigentliche Gewinn ist die Reflexion im Team

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Im Mai wurde der Deutsche Kita-Preis* verliehen. Unter den Finalisten war das Kifaz-Löhe, ein evangelisch-inklusives Kinder- und Familienzentrum unter der Trägerschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Gunzenhausen.

Die Idee zur Bewerbung kam ursprünglich vom Bürgermeister“, so Diana Leickert, Leitung des Kifaz-Löhe. „Im Juli 2021 haben wir die Bewerbung abgeschickt und uns gefreut, als wir im September die Nachricht bekamen, dass wir unter den 25 Nominierten sind“.

Nun muss man wissen, dass das Verfahren sehr aufwändig ist. Eine teilnehmende Einrichtung muss sich im Laufe des Beurteilungsprozesses intensiv mit den 4 Qualitätsdimensionen Kindorientierung, Partizipation, Sozialraumorientierung und Lernende Organisation auseinandersetzen und viel reflektieren und Material zusammenstellen.

Anfang Dezember erfuhren wir, dass wir als einzige bayerische Einrichtung im Finale – also unter den ersten 10 sind. Das hat uns sehr gefreut. Wir wurden dann vom Expert*innenteam des Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung genauer unter die Lupe genommen. Da der Prozess ja unter Corona-Bedingungen stattfand, konnte das Expert*innenteam leider nicht ins Kifaz kommen und die ‚digitale Erkundung‘ – also Team- und Elternbefragungen – fand über Online-Interviews statt. Bei unseren 40 Mitarbeitenden war die Team-Befragung natürlich recht aufwändig – und es konnten leider nicht alle Qualitätsdimensionen besprochen werden. Das war sehr schade“, beschreibt Diana Leickert den Prozess.

Darüber hinaus wurde von den Kita-Preis-Organisatoren ein Kurzvideo über das Kifaz gedreht und die Einrichtung musste umfangreiches Dokumentationsmaterial online zur Verfügung stellen. Aus allen Unterlagen und Interviews erstellte das Expert*innenteam des Berliner Instituts einen 15seitigen Bericht, der zusammen mit einer 3seitigen Stellungnahme des Kifaz als Grundlage für die Entscheidung an die Jury ging.

Das Kita-Preis-System sieht einen 1. und vier 2. Plätze vor. Dritte Plätze wie im Sport gibt es derzeit nicht. „Leider wurde nicht transparent gemacht, nach welchen Kriterien die Jury bewertet hat und was zu den Entscheidungen geführt hat. Es gab auch kein Feedback zur möglichen Weiterentwicklung. Das wäre vielleicht für die Zukunft hilfreich.
 

Qualitätsdimensionen im Blick

Auch wenn wir letzten Endes nicht unter den ausgewählten fünf Einrichtungen waren, die einen Preis bekommen haben, hat uns die Teilnahme als Team viel gebracht. So viel Zeit für grundlegende Reflexion über die Qualitätsdimensionen hätten wir uns unter normalen Umständen wohl nicht genommen. Wir haben eigentlich alles ‚on-top‘ gemacht, also in den Ferien und an den Wochenenden. Für uns war die Reflexion gewinnbringend, weil wir uns auch damit beschäftig haben: Wo ist noch Luft nach oben? Wo hat Corona uns zurückgeworfen? Wie werden wir noch besser als Bildungsort wahrgenommen? Wo wollen wir uns als ‚lernende Organisation‘ hin entwickeln? Was bedeutet für uns Sozialraumorientierung? Und auch: Wo wollen wir uns als Familienzentrum (mit zehn Jahren Erfahrung) hin entwickeln?“ so Leickert.


Kinderbefragung

Zu den Aufgaben gehörte auch eine Befragung der Kinder. Die Ergebnisse der Befragung können für zukünftige Planungen gut genutzt werden. „Während der Corona-Pandemie waren wir ja sehr eingeschränkt, was die Gestaltung der Essenssituation anging. Die jetzt 5jährigen kennen es teilweise gar nicht, dass sie selbst mithelfen und etwas zubereiten können. Der eine Teil der Befragung ging daher ums Essen. Es hat sich gezeigt, dass die Kinder geteilter Meinung sind. Viele sind froh, wenn ihnen das Essen wie zuhause hingestellt wird, andere würden lieber mit vorbereiten.“ Ein weiterer Teil ging um die Gestaltung des Außengeländes: „Da das Kifaz neu gebaut hat, gibt es im Garten noch Gestaltungsmöglichkeiten. Mit der Befragung wollten wir die Kinder in die Gartengestaltung einbinden. Als Ergebnis werden wir im Garten eine Matsch- und Buddelecke einrichten “, so die Kifaz-Leitung.
 

Ein ‚Shake-Hands‘ der Politiker reicht nicht aus

Die Vorstellung von Best-Practices ist ja wichtig und bekommt durch den Kita-Preis eine öffentliche Würdigung. Aber man darf den Kita-Preis nicht hernehmen um zu sagen ‚Schaut her! Es geht doch auch unter diesen Rahmenbedingungen‘.  Ich meine, dass es nicht die eine perfekte Kita gibt. Alle Einrichtungen, die teilgenommen haben, haben Entwicklungsmöglichkeiten. Aber damit Einrichtungen sich weiterentwickeln und ihre Potenziale nutzen können, müssen Rahmenbedingungen und Finanzierung verbessert werden“, lautet das Fazit von Diana Leickert.


*Der Deutsche Kita-Preis wurde 2018 zum ersten Mal verliehen. Er ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung in Partnerschaft mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung, der Marke ELTERN, der Soziallotterie freiheit+ und dem Didacta-Verband.

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