Mittlerweile gehen über 90 Prozent der drei- bis sechsjährigen Kinder in eine Kita und knapp 30 Prozent der Kinder unter 3 Jahren sind in einer Kita oder der Tagespflege. „Wie wichtig die Kita-Branche für die ganze Gesellschaft ist, wurde durch die Corona-Krise deutlich“, so Münderlein.
In der Öffentlichkeit steht bei der Arbeit in einer Kita immer noch der Betreuungsaspekt im Vordergrund. „Das verkennt aber die Komplexität der Ausbildung und der pädagogischen Arbeit in der Kita. Christiane Münderlein beschreibt die Situation so: „Kitas sind der erste institutionelle Bildungsort für Kinder. Bildung heißt im frühkindlichen Bereich, dass sich grundlegende Fähigkeiten entwickeln können – wie ein Selbstwirksamkeitsgefühl oder die Möglichkeit, teilzuhaben oder sich selbst bewusst zu werden. Wir geben Kindern das Grundzeug mit, um sich als Teil der Gesellschaft zu erkennen.“
Die Pädagog*innen in der Kita müssen zum einen das körperliche Wohl der Kinder – also die Betreuung – beachten, und gleichzeitig im Blick haben, wie dieses mit Bildungsprozessen und Bildungsmöglichkeiten verbunden ist. „Dazu gehört das Bewusstsein, dass Alltagssituationen wie Wickeln
oder gemeinsames Essen zu sehr wertvollen Bildungsprozessen werden können. Da kann man nicht nach einem Masterplan arbeiten, man muss immer wieder schauen, was das einzelne Kind und was die Gruppe gerade braucht. Dafür braucht es einen geschulten Blick, Flexibilität und immer wieder die Reflektion dieser Prozesse,“ so Münderlein.
Damit dies gelingen kann, brauchen wir in den Kitas gut ausgebildete, neugierige, reflektierte Persönlichkeiten, mit dem Interesse sich Weiterzubilden. Münderlein hebt hervor: „Das heißt aber auch: Die Strukturen müssen so geschaffen werden, dass sowohl Bildung als auch Betreuung möglich sind. Und wir brauchen ein noch attraktiveres Arbeitsfeld, damit wir solche Persönlichkeiten in der Kita halten oder für die Kita gewinnen können.“
Die Branche wächst. Bis 2023 werden laut dem Bayerischen Sozialministerium weitere knapp 30.000 Fach- und Ergänzungskräfte benötigt. Aber schon jetzt ist Erzieher*in ein Mangelberuf und viele Stellen können nicht besetzt werden. „Das mag auch daran liegen, dass das Arbeiten in der Kita gesellschaftlich noch nicht anerkannt genug ist,“ so Münderlein. Hier muss sich dringend etwas ändern. Die Take-Care-Aktionswoche möchte hierzu einen Beitrag leisten.
Auf unserer Homepage finden Sie zu diesem Thema ein längeres Interview mit den evKITA-Vorständen, Christiane Münderlein und Dirk Rumpff:
https://www.evkita-bayern.de/fileadmin/user_upload/News/Interview_Muenderlein_Rumpff_Take_Care_Woche.pdf
Die Aktionswoche „Take care!“ bietet eine Online-Plattform, auf der ein Veranstaltungskalender sowie Informationen und Lesenswertes zum Thema bereitgestellt sind. Besonders möchten wir auch auf die Petition zur Attraktivität sozialer Berufe an den Bundestag hinweisen.
https://www.openpetition.de/petition/online/petition-zur-aktionswoche-take-care-zur-attraktivitaet-sozialer-berufe
Mehr zur Aktionswoche gibt es unter https://takecare-aktionswoche.de/
Aktuell vertritt der evKITA 800 Träger. Derzeit bieten evangelische Kitas bayernweit rund 92.000 Plätze in ca. 1.450 Einrichtungen an. Er vertritt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, das Diakonische Werk Bayern und seine Mitglieder in allen Fragen, die Tageseinrichtungen und Tagespflege für Kinder betreffen.